Urs Fueter, An die Musik: Harfenistin des Orchestre du Festival d’Avignon
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Harfenistin des Orchestre du Festival d’Avignon

Hortense de Bienjolie

Sie schaute auf die Rue du Vieux Moulin hinunter. Noch immer
hatte die Strasse mit den vielen Platanen und der Bach, der einst die
Mühlräder von Avignon antrieb, nicht alles von dem zweifelhaften
Ruf früherer Tage verloren.

Doch Hortense de Bienjolie hätte in den verruchtesten Gegenden
dieser Welt wohnen können. Die goldene Harfe gewährte ihr Immunität
gegen den auch nur geringsten Zweifel in Sachen Tugend.
Wer die Harfe beherrschte, hatte mit dem Erzengel Gabriel schon
fast ein kollegiales Verhältnis.

Es war Frühling. Die Luft duftete nach frischer Erde und die Sonne
schien keck durch die noch kahlen Platanen.
Hortense betrachtete das goldene Instrument und sehnte sich
– sie war fast ein wenig empört über sich selber –
nach einem Hauch Liederlichkeit in ihrem Leben.

So, wie der Wind ein paar lose Blätter auf einem Tisch durcheinander bläst
und damit eine neue Geschichte schreibt, so kam das Leben von Hortense
schneller durcheinander, als sie sich das je erträumt hätte.
Die ganze Liebesgeschichte aus der Provence im Buch.

 
 
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