Urs Fueter, An die Musik: Offener Brief
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Offener Brief

Sehr geehrter Herr Direktor

Den Salatkopf, mit dem ich bei der Premiere auf den Regisseur
beim Schlussapplaus gezielt habe, bereue ich nicht. Der Mann
blieb unverletzt, der Salat war frisch und die Inszenierung schlecht.
Die Inszenierung von «Così fan tutte» im Drogenmilieu war eine
einzige Beleidigung Mozarts und Da Pontes.

Im Gegenzug sehe ich Ihnen die «meckernde Landpomeranze»
vor versammelter Presse bei der anschliessenden Premierenfeier
im Foyer nach.

Gerne komme ich Ihrer Aufforderung nach: «Dann machen Sie’s
doch besser!»

Hier meine Vorstellung, wie das Eröffnungsbild im ersten Akt
aussehen könnte. Eine heile Welt, die durch Spiel, Versuchung und
Verführung noch früh genug durcheinandergebracht wird. Gerne
überlasse ich die ganze Bühne Mozart und seiner Musik. Wenn sich
das Publikum auch ohne Vorkenntnisse und Textbuch durch die
Handlung findet – nun, dann haben wir schon gutes Fundament
gelegt.

Die Kunst wird sein zu vermitteln, wie aus inszenierter Verführung
tatsächlich Liebe wird. Nein, lieber Herr Generalintendant, das steht
nicht im Libretto. Diese Dimension fügt Mozart mit seiner Musik
hinzu.

 
 
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